© Konstantin VolkmarDr. med. Sebastian Hellmann, Facharzt für Pneumologie und Innere Medizin, Privatpraxis für Pneumologie, innere Medizin, Allergologie und Schlafmedizin in München.
Das sagt der Facharzt
Ein Fall wie dieser tritt sehr häufig in der Praxis auf. Die Patienten fangen sich ein Virus ein, bekommen Schnupfen, dann oft Probleme mit den Nasennebenhöhlen, die Entzündung wandert meist weiter in die Mandeln und den Hals und dann kommt in der Regel der Husten.
Bis der Etagenwechsel unten vollzogen ist, hat der Körper die Ursache des Infekts, nämlich das Virus, bereits beseitigt. Übrig bleibt aber eine Entzündungsreaktion in den Bronchien. Der Körper braucht sehr lange, bis er diese alleine löst. Mitunter husten die Patienten dann vier bis sechs Wochen lang, wenn man den Körper bei der Heilung nicht unterstützt.
Der Schlüssel zur Therapie bei einem prolongierten bronchialen Entzündungsinfekt liegt daher nicht in einer antiviralen oder antibakteriellen, sondern einer antientzündlichen Therapie. Dafür stehen inhalative Sprays zur Verfügung. Diese haben neben einer antientzündlichen manchmal auch eine bronchialerweiternde Wirkung.
Leidet ein Patient häufiger unter einem Etagenwechsel, der auf die Bronchien geht, sollte man ihn zum Facharzt überweisen. Denn oft steckt dahinter eine bronchiale Überempfindlichkeit oder Hyperreagibilität, die man nur mithilfe einer bronchialen Provokation messen kann.
Meist ist so eine bronchiale Übererregbarkeit auch mit chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen oder Allergien vergesellschaftet. Patienten, die bronchial sehr empfindlich sind, haben ein erhöhtes Risiko für Infekte wie etwa eine Lungenentzündung.
Die häufigen Entzündungen beeinträchtigen die Bronchialschleimhaut, sodass sie keine ordentliche Infektbarriere mehr bildet und anfälliger für das Eindringen von Krankheitserregern wird. Auch haben diese Patienten die Tendenz dazu, ein Asthma bronchiale zu entwickeln. Eine frühzeitige Abklärung und entsprechende Behandlung kann Folgeerkrankungen wie die genannten verhindern.
Das sagt die Evidenzbasierte Medizin
Die S3-Leitlinie “Akuter und chronischer Husten” der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) empfiehlt, dass bei akutem Husten und bei erwachsenen Patienten ohne Hinweise auf eine andere Erkrankung – wie es hier der Fall ist – eine gründliche Anamnese und symptomorientierte klinische Untersuchung zur Diagnosefindung ausreichend sind und beim Feststellen einer akuten Bronchitis auf eine Labordiagnostik verzichtet werden kann.
In der Regel sind Viren die Ursache für die Beschwerden. Anamnestisch sollte vor allem geklärt werden, wie lange der Husten bereits anhält. Als akuter Husten gilt, wenn dieser bis zu drei Wochen besteht.
Die Leitlinie weist darauf hin, dass die akute Bronchitis in der Regel selbstlimitierend ist, also ohne Behandlung abklingt. Der Allgemeinzustand bessert sich meist innerhalb von zwei bis fünf Tagen, der Husten kann jedoch über mehrere Wochen anhalten. Nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen können helfen, die Beschwerden subjektiv zu lindern.
Bei einer akuten Bronchitis ist der Einsatz von Antibiotika aber nicht empfohlen. Wie es in der Leitline heißt, “bringt die antibiotische Therapie unabhängig von einer viralen oder bakteriellen Genese nur eine marginale Erleichterung der Symptome sowie eine geringe Verkürzung der Krankheitsdauer, die fraglich klinisch relevant ist.
Dem stehen mögliche Nebenwirkungen und die Gefahr von Resistenzentwicklungen gegenüber”. Weiterhin sind Beta-2-Mimetika bei einer akuten Bronchitis nicht grundsätzlich indiziert. Sie können aber bei Patienten, die im Rahmen des Infekts an einer akuten Obstruktion leiden, die Symptome rasch bessern.
Eine antibiotische Therapie kann im Einzelfall erwogen werden. Dies ist vor allem bei Patienten mit schweren kardialen oder respiratorischen Krankheiten, angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie bei gebrechlichen Patienten der Fall. Denn hier sind Pneumonien oft schwer abzugrenzen.