Schon in der Weiterbildung habe ich bemerkt, dass mir besonders bei der Neueinstellung von Menschen mit Asthma oder COPD der Überblick fehlte“, erklärt Dr. Baptiste Frize, Facharzt für Allgemeinmedizin und Hausarzt in Berlin. Er habe sich dann für das Präparat entschieden, das er aus der Werbung, aus Zeitschriftenartikeln oder von anderen Kranken in seiner Praxis kannte. Das wollte er ändern und hat die Fleißarbeit auf sich genommen, eine Übersicht zu erstellen.
Rabattverträge prüfen
Die neue Praxishilfe Inhalativa (s. Kasten) enthält nicht nur die einzelnen Medikamentenklassen mit Einzelsubstanzen, sondern auch deren Preise (auf Basis des Arznei-Telegramms). Dabei sind die jeweils günstigsten Präparate mit einem Eurozeichen hervorgehoben. Bei der Verordnung schaut sich Frize auch die Rabattverträge der Krankenkassen an, die in der Tabelle nicht berücksichtigt sind. Ansonsten versucht er vorzugsweise das günstigste Präparat zu verordnen.
Er macht allerdings eine Ausnahme: Wenn eine Therapieeskalation notwendig ist, etwa von Kortison in Monotherapie auf eine Kombination von Kortison mit einem langwirksamen Betaagonisten (LABA), wählt er oft ein Präparat desselben Herstellers, damit sich die Betroffenen nicht umgewöhnen müssen.
SMART erkennen
Ein weiteres nützliches Tool der Praxishilfe: Präparate, die im Rahmen des SMART-Regimes, einer Kombination aus Bedarfs- und Erhaltungstherapie, eingesetzt werden können, sind ebenfalls besonders gekennzeichnet. Dieses Vorgehen wird immer beliebter, so Frize, weil es einfacher anzuwenden ist. Das Problem dabei: Die Leitlinie empfiehlt es als Alternative zu kurzwirksamen Betaagonisten bei Asthma bereits ab Schweregrad I, die Kassen übernehmen die Kosten aber erst ab Stufe III.
Die Umwelt im Blick
Nicht zuletzt hofft der Allgemeinarzt darauf, dass die Praxishilfe dazu beitragen kann, dass mehr Kranke umgestellt werden von Dosieraerosolen auf Pulverinhalate. Auch die DEGAM-Leitlinie macht entsprechende Empfehlungen.
Um die Bedeutung für den Umweltschutz zu verdeutlichen, hat er in der Übersicht ein Zitat aus dem Arznei-Telegramm eingebaut: „Die CO2-Emission eines Dosieraerosols entspricht der Klimaschädlichkeit einer Autofahrt mit Verbrennungsmotor auf einer Strecke von 190–280 km, bei einem Pulverinhalator lediglich 6–9 km.“
Eigentlich ist die Handhabung von Pulverinhalatoren viel einfacher, sagt Frize. Die meisten Patientinnen und Patienten mit Dauertherapie würden aber immer noch Dosieraerosole nutzen, vermutlich einfach aus Gewohnheit.
