Der Herpes-zoster-Lebendimpfstoff (Zostavax®), der ab 2013 in Deutschland verfügbar war und mittlerweile vom Totimpfstoff Shingrix® abgelöst wurde und nicht mehr erhältlich ist, reduziert einer Studie [1] zufolge das Demenzrisiko. Für die Studie wurden Real-World-Daten aus dem Vereinigten Königreich analysiert.
Durch eine besondere Regelung in Wales konnte das Forschungsteam ein “natürliches Experiment” auswerten: Ab dem 1. September 2013 konnten sich Menschen gegen Gürtelrose impfen lassen – aber nur diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht 80 Jahre alt geworden waren.
So standen dem Team Patientendaten von zwei ansonsten nahezu gleichen Gruppen zur Verfügung: Eine Gruppe, die vor dem Stichtag geboren wurde und keine Impfung erhalten hatte, und eine Gruppe, die nach dem Stichtag geboren wurde, und von denen etwa die Hälfte geimpft worden war. Beide Gruppen wurden sieben Jahre lang nachbeobachtet.
Ergebnis: Das Risiko, eine Demenzdiagnose zu erhalten, war mit der Impfung relativ um 20 Prozent reduziert (allerdings bei einem sehr weiten 95%-KI von 6,5-33,4). Das entspricht einer Reduktion der Diagnosewahrscheinlichkeit um 3,5 Prozentpunkte (95%-KI: 0,6-7,1) bezogen auf alle Geschlechter.
Aber: Bei Frauen war sie mit 5,6 Prozentpunkten größer, während bei Männern statistisch keine Wirkung festgestellt werden konnte. Eine Erklärung für die Schutzwirkung liefern zwei Thesen: Einerseits könnte die Impfung durch das Verhindern von Gürtelrose und Virusreaktivierung vor Demenz schützen. Andererseits könnte auch ein virusunabhängiger Effekt des Impfstoffs das Immunsystem modulieren.
“Letztes Jahr ist eine Studie bei über 65-jährigen Amerikanern erschienen [2], in der nach der Einführung von Shingrix® weniger Demenzen beobachtet wurden als im vorangegangenen Zeitraum, in dem der Lebendimpfstoff zum Einsatz kam”, ordnet STIKO-Mitglied Prof. Klaus Überla die Studienergebnisse gegenüber dem “Science Media Center” ein. Daher sei davon auszugehen, dass der auch in Deutschland seit 2018 empfohlene Totimpfstoff Shingrix® besser vor Demenz schützen könne als die in der Studie verwendete Lebendvakzine.
red
Quelle: 1. doi 10.1038/s41586-025-08800-x; 2. doi 10.1038/s41591-024-03201-5