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Kompetenzzentren Weiterbildung AllgemeinmedizinKompetenzzentren: Hand in Hand für mehr Hausärzte

Die Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin sind mittlerweile flächendeckend eine feste Anlaufstelle – sowohl für ÄiW als auch für Weiterbildende. Die Evaluation belegt: Wer einmal mit ihnen in Kontakt kommt, ist begeistert. Doch viele angehende Hausärztinnen und Hausärzte kennen die praxisnahen Angebote schlichtweg nicht. Das ist verschenktes Potenzial, zeigen erste Zahlen.

Bundesweites Fortbildungsangebot: Insgesamt 15 Kompetenzzentren gibt es heute.

Dass die Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin (KW) für angehende Hausärztinnen und Hausärzte eine echte Bereicherung sind, weiß Kahina Toutaoui aus eigener Erfahrung. “In einer sonst in vielen Teilen zersplitterten Weiterbildungszeit sind die Kompetenzzentren ein wertvoller Ankerpunkt”, sagt die Sprecherin des Forums Weiterbildung im Hausärztinnen- und Hausärzteverband.

“Die Seminartage zu besuchen, fühlt sich während der verschiedenen Weiterbildungsstationen wie ein ,nach Hause kommen‘ an, man trifft immer wieder bekannte Gesichter.”

Heute kennt Toutaoui die Kompetenzzentren nicht nur als Teilnehmerin: Seit fast zwei Jahren arbeitet sie als Koordinatorin für das Seminarprogramm am KW Berlin. Sie beobachtet, dass die von ihr geschätzte Vernetzung oft bis in die Niederlassung wirkt: “So ist aus der ein oder anderen Mentoringgruppe ein Qualitätszirkel entstanden.”

Knackpunkt Bekanntheit

Die gesetzlich verankerten Kompetenzzentren bieten überregionale Angebote für eine bessere Weiterbildung, etwa Begleitseminare und Mentoring für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) sowie Train-the-Trainer-Fortbildungen für Weiterbildende. Die KW sind in der Regel an einer Uni angedockt, die Kosten tragen zu 45 Prozent die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und zu 55 Prozent die Kassen.

“Die Teilnehmenden sind sehr dankbar, dass es dieses spezifische Angebot gibt”, sagt Toutaoui. Sie weiß: Wer einmal mit den Kompetenzzentren in Berührung kommt, ist begeistert. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Der häufigste Grund, dass die Angebote der KW nicht genutzt werden, ist, nicht davon zu wissen.

Flächendeckende Anlaufstellen

Insgesamt 15 Kompetenzzentren gibt es heute bundesweit. Seit 1. Januar 2017 werden sie nach Paragraf 75a SGB V gefördert – ein Auftrag aus dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz von 2015. Bereits in den ersten zwölf Monaten hatten 14 KVen davon Gebrauch gemacht. Als jüngstes KW ist Brandenburg 2023 in die Förderung aufgenommen worden [1].

Bereits vor der gesetzlichen Verankerung waren, basierend auf den Erfahrungen des ersten, schon 2007 gestarteten Vorreiters Baden-Württemberg [2], Zentren in Bayern und Hessen entstanden. Nur Sachsen-Anhalt und Bremen werden nicht nach Paragraf 75a gefördert. In Bremen kooperiert der Hausärztinnen- und Hausärzteverband mit dem Zentrum in Niedersachsen.

3.400 ÄiW haben 2023 bundesweit an den Angeboten teilgenommen (Tab. links) [3]. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 1.800 [4].

Bestnoten für Praxisnähe

Bemerkenswert ist, dass die Angebote der KW seit ihrem Start Bestnoten erhalten. 2023 fanden 52 Prozent der ÄiW die Lehrinhalte der Seminare “sehr gut”, 44 Prozent gaben die Note “gut”. Ebenso herausragend werden beispielsweise der Praxisbezug der Seminare sowie die Qualität der Dozentinnen und Dozenten bewertet [3]. Alle Werte sind seit Jahren stabil, wie die fortlaufenden, von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) veröffentlichten Evaluationsberichte belegen [3, 4].

Gleichzeitig zeigen diese aber auch: Die mittlerweile flächendeckend etablierten Kompetenzzentren sind nicht in allen Regionen gleichermaßen bekannt (Abb. 1 unten).

“Trotz stetig steigender Teilnehmerzahlen werden bundesweit nur rund ein Drittel der ÄiW erreicht”, beobachtet Prof. Marco Roos, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Augsburg und Leiter des KW Bayern. “Viele kennen das Angebot schlichtweg nicht.”

Aus seiner Sicht ist das verschenktes Potenzial, denn es handele sich bei den KW um das “qualitativ höchste Angebot am Markt”. “In der Wahrnehmung vieler ÄiW ist es jedoch nur ein Angebot von vielen”, sieht er. Vielmehr brauche es ein breites Verständnis, dass es sich hier um eine Anlaufstelle von und für Hausärztinnen und Hausärzte handele, die ganz selbstverständlich Teil der Weiterbildung sein müsse.

Teilnahmequoten heterogen

Prof. Jost Steinhäuser, “Vater” der Verbundweiterbildung plus in Baden-Württemberg und heute Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin in Lübeck, erinnert in diesem Zusammenhang an die auffällige Heterogenität in der Bekanntheit der Kompetenzzentren.

So verzeichnen einige Regionen – wie Schleswig-Holstein, wo nahezu 100 Prozent der ÄiW eingeschrieben sind, aber auch Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern –, mehr oder weniger stabil hohe Teilnehmerquoten, andere knacken kaum die 20-Prozent-Marke (Abb. 1 ).

Die einzelnen Regionen gehen mit diesem Phänomen unterschiedlich um. In Bayern arbeite man verstärkt an der Außendarstellung in den sozialen Medien, auf Signal und WhatsApp, berichtet Roos. “Wir sehen uns als Familie und wollen das verstärkt transportieren.”

Auch erhalten ÄiW ein gezieltes Anschreiben zusammen mit dem Förderbescheid, so Roos. Dies ist auch in anderen KV-Regionen üblich, wie eine stichprobenartige Umfrage der Redaktion von Hausärztliche Praxis zeigt.

In Hessen gibt es zudem einen eigenen Podcast “Wege der Allgemeinmedizin”, der auf die Arbeit des KW hinweist [5].

Wie ÄiW in Kliniken erreichen?

Für Steinhäuser liegt ein entscheidender “Webfehler”, der den Wirkungsgrad der KW einschränkt, darin, dass die ÄiW in der Klinik vielerorts nicht gut erreicht werden. “Bei den Praxen haben wir einen hohen Durchdringungsgrad. In den Kliniken erreichen wir hingegen deutschlandweit nach wie vor zu wenige.”

Hier fehle es nicht nur an Bekanntheit, sondern auch an Unterstützung durch die Strukturen, sprich, dass ÄiW für die Teilnahme an Seminartagen freigestellt werden. Aus der Sicht von Steinhäuser wäre es wünschenswert, in den Formularen für das Förderprogramm Weiterbildung Allgemeinmedizin, welche für den stationären Weiterbildungsabschnitt zentral bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bearbeitet werden, eine entsprechende starke Empfehlung festzuhalten. Für den ambulanten Bereich ist dies deutlich formuliert.

Auch Toutaoui weiß: “Ein Knackpunkt ist, wie wir ÄiW im stationären Bereich erreichen.” In Berlin habe man dafür begonnen, die Angebote schon früh, in Seminaren und Mentoring-Programmen während des Praktischen Jahrs (PJ), zu bewerben, damit angehende Ärztinnen und Ärzte bereits beim Start der Weiterbildung von ihnen wissen und nicht erst im Klinikalltag “verschwinden”.

Sie selbst hat erst während ihrer ersten ambulanten Stelle über einen Flyer der KV vom Kompetenzzentrum erfahren. “Während meiner Zeit in der Klinik hatte ich davon noch nichts gehört.”

Nicht zuletzt sehen die Macher unisono Weiterbilderinnen und Weiterbilder in der Pflicht, bei ihren ÄiW für die Angebote der Kompetenzzentren zu “trommeln”. Dies sei besonders im Falle des Quereinstiegs ein entscheidender Baustein.

Unterstützend können Weiterbildungsbefugte ihre ÄiW der Empfehlung folgend für Seminare freistellen sowie die Kosten für die Teilnahme am Weiterbildungskolleg übernehmen. In Hessen sind dies etwa 180 Euro im Jahr.

Auch Weiterbildende profitieren

Denn nicht zuletzt profitieren auch die Weiterbildungsbefugten von den Angeboten der KW: indem ihre ÄiW zusätzliche Kompetenzen gewinnen, aber auch durch die auf sie zugeschnittenen Train-the-Trainer-Seminare. “Auch diese sind sehr praxisnah gestaltet und beinhalten beispielsweise Gesprächssimulationen”, erklärt Toutaoui. Die Motivation, an diesen teilzunehmen, ist bislang höchst unterschiedlich (Abb. 2 unten).

Mit dem entsprechenden Ärztetagsbeschluss von 2024 wird die Teilnahme an den Fortbildungen “zum nächstmöglichen Zeitpunkt” Pflicht [6]. Die Umsetzung in den einzelnen Landesärztekammern erfolgt bislang aber sehr unterschiedlich.

Facharztzahlen steigen

Dass sich die gebündelten Anstrengungen lohnen und sich auch in der Versorgungsrealität niederschlagen, daran besteht für Steinhäuser kein Zweifel. Schleswig-Holstein zeigt das eindrucksvoll: Hier werden prozentual die meisten ÄiW erreicht. 2024 wurden 104 Facharztprüfungen in der Allgemeinmedizin abgelegt – fast doppelt so viele wie in den Vorjahren: 2016 bis 2023 waren es 45 bis 67 Prüfungen pro Jahr [7].

Steinhäuser ist sich – auch mit Blick auf den Zeitraum seit Gründung der ersten KW und der durchschnittlichen Weiterbildungszeit von rund zehn Jahren – sicher: “Auch in anderen Bundesländern wird man in den nächsten Jahren einen deutlichen Anstieg der Facharztzahlen sehen können – ein Verdienst auch der Kompetenzzentren.”

Fazit

  • Die Evaluation der allgemeinmedizinischen Weiterbildung zeigt: Wer als Ärztin oder Arzt in Weiterbildung mit den Kompetenzzentren in Berührung kommt, empfindet dies als bereichernd.
  • Die Angebote werden jedoch nicht in allen Regionen gleichermaßen wahrgenommen. Die Teilnahmequoten variieren zwischen rund 20 und fast 100 Prozent in Schleswig-Holstein.
  • Weiterbildende Hausärztinnen und Hausärzte können die Angebote der Kompetenzzentren bewerben sowie ÄiW für die Teilnahme freistellen. Ein Knackpunkt ist der Bekanntheitsgrad unter ÄiW im stationären Bereich.
  • Auch für die Weiterbildungsbefugten sind die Zentren wertvolle Adressen: Sie bieten praxisnahe Train-the-Trainer-Seminare. Kontaktadressen aller Zentren: www.hausarzt.link/fLc1t

Quellen

  1. Kraftakt für eine starke Weiterbildung, Der Hausarzt 7/23, https://www.hausaerztlichepraxis.digital/medizin/allgemeinmedizin/kraftakt-fuer-eine-starke-weiterbildung-124781.html, zuletzt aufgerufen am 10.4.2025 
  2. Steinhäuser, Jost et al.: “Bericht aus der Praxis: Das Programm Verbundweiterbildung plus des Kompetenzzentrums Allgemeinmedizin Baden-Württemberg – Entwicklung, Umsetzung und Perspektiven”, Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ), doi: 10.1016/j.zefq.2011.02.002 
  3. Evaluation der Weiterbildungsförderung gemäß § 75a SGB V – Bericht 2023 
  4. Evaluation der Weiterbildungsförderung gemäß § 75a SGB V – Bericht 2021 
  5. Podcast „Wege der Allgemeinmedizin“, https://www.kwhessen.de/podcast, zuletzt aufgerufen am 10.4.2025 
  6. Beschluss des 128. Deutschen Ärztetags, IIIc-20, https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Aerztetag/128.DAET/2024-05-10_Beschlussprotokoll_neu.pdf, zuletzt aufgerufen am 10.4.2025 
  7. Bestnoten für das Kompetenzzentrum, Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 3/2025, https://www.aeksh.de/aerzteblatt/2025/03, zuletzt aufgerufen am 10.4.2025 
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