Über Jahre war die Zahl der allgemeinmedizinischen Facharztanerkennungen bundesweit im Sinkflug. Wie sieht die Lage in Bayern aus?
Wir beobachten seit gut drei Jahren eine Zunahme der Facharztprüfungen in der Allgemeinmedizin um jährlich etwa zehn Prozent. So sind 2017/18 254 Anerkennungen erfolgt, 2014/15 waren es noch 171. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, das System erholt sich gerade.
Welchen politischen Anstrengungen sind diese Erfolge zu verdanken?
In Bayern sind das vor allem zwei Maßnahmen: Einerseits wird die Niederlassung von Hausärzten durch KV und Ministerium gefördert. Andererseits war die Bereitschaftsdienstreform ein wichtiger Schritt. Die Dienstgebiete sind seither größer gefasst, die Arbeit verteilt sich auf mehr Schultern. Aus Gesprächen weiß ich, dass das ein wesentliches Argument für oder gegen die Niederlassung sein kann.
Wie steht es um das Image des Fachs?
Auch hier hat sich einiges getan. Wir Hausärzte stellen das Bild unserer Arbeit positiv dar, fördern Famulaturen und PJ, gestalten Nachwuchstage und fördern die Weiterbildung durch die Koordinierungsstelle für Allgemeinmedizin. Geschafft haben wir es aber erst, wenn aus dem anfänglichen Interesse der Schritt in die Niederlassung wird.
Wo ist dafür weitere Arbeit nötig?
Sich angesichts der jüngsten Zahlen zurückzulehnen, wäre falsch. Wichtig ist neben der bereits bestehenden Förderung die Wertschätzung durch die Politik. Da fehlt es noch an wichtigen Signalen: Die Politik muss deutlich machen, dass sie uns als Grundpfeiler der Versorgung wertschätzt und hausärztliche Leistungen entsprechend vergütet werden. Alles andere wäre ein neues Niederlassungshemmnis, das die bisherigen Mühen konterkariert.