Physiotherapie kann eine Operation für einen Hüftgelenksersatz hinauszögern und auch Beschwerden wie Schmerzen bei Hüftarthrose reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) trotz schwieriger Datenlage. Wie lange sich ein Gelenkersatz hinauszögern lässt, könnten die vorhandenen Studien jedoch nicht beantworten, heißt es.
Die Untersuchung, deren Abschlussbericht im März veröffentlicht wurde, geht auf den Vorschlag einer Bürgerin zurück, die auf eine im internationalen Vergleich hohe Anzahl an Gelenkersatzoperationen bei Hüftarthrose in Deutschland hingewiesen hatte.
Daraufhin hat das vom IQWiG beauftragte wissenschaftliche Team unter Federführung der Uni Lübeck 14 Studien zur Fragestellung identifiziert. Hierin waren vielfältige physiotherapeutische Anwendungen zu finden, von multifunktionellen Übungen zum Training von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit über Patientenschulungen zum Selbstmanagement bis hin zu einer Behandlung mittels regelmäßiger warmer Bäder.
Sieben Studien schieden jedoch aufgrund eines zu hohen Anteils fehlender Daten aus, auch bei den übrigen Studien wurden mitunter Kritikpunkte wie Verzerrungspotenzial oder zu kurze Nachbeobachtungsdauern identifiziert.
Trotz der teilweise fehlenden Daten und der geschilderten Mängel der Studien kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass physiotherapeutisch angeleitete Übungen für Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer im Vergleich zu einer Versorgung ohne diese Programme das Risiko für einen Hüftgelenkersatz 2,5 Jahre (zwei Studien) oder 4,5 Jahre (eine Studie) nach Therapieende reduzieren können. Dabei zeigten sich günstige Effekte vor allem bei einem frühen Therapiebeginn im Krankheitsverlauf.