Diplomatie statt Aufrüsten
Betreff: Wehrfähigkeit: Wie können sich Arztpraxen vorbereiten? (HAEP 20/25)
Ich bin sehr enttäuscht, dass Sie sich der Kriegshysterie anschließen. Regierung und Militär gehen davon aus, dass wir noch Kriege führen könnten und dass das gemanagt werden könnte. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir miteinander reden.
Das geschieht hier aber nicht. Keinerlei Versuche zu verhandeln. Stattdessen wird nur aufgerüstet. Trump hat bewiesen, dass Diplomatie geht, man aber auch am Ball bleiben muss. Die beiden Weltkriege scheinen in Europa vergessen zu sein, die Ukraine zeigt den aktuellen Wahnsinn, Gaza in ähnlicher Weise.
Ich mache auf die Frankfurter Erklärung der IPPNW aufmerksam, die ich unterstütze: “Ich halte alle Maßnahmen und Vorkehrungen für gefährlich, die auf das Verhalten im Kriegsfall vorbereiten sollen. Ich lehne deshalb als Arzt jede Schulung oder Fortbildung in Kriegsmedizin ab und werde mich daran nicht beteiligen.” Die Alternative ist Diplomatie, hingegen Kriege für machbar zu halten naiv.
Dr. Joachim Seffrin, Facharzt für Allgemeinmedizin, Weiterstadt
Kriegsfall: Digital denken
Betreff: Wehrfähigkeit: Wie können sich Arztpraxen vorbereiten? (HAEP 20/25)
In Ihrem Bericht vermisse ich die große Prophylaxe-Maßnahme: eine Abschaffung der Digitalisierung um jeden Preis! Mit komplett unausgegorenen Lösungen. Denn wir alle wissen, dass (…) die hybride Kriegsführung alles an digitaler Infrastruktur und Kommunikationsfähigkeit lahmlegen wird.
Wer die Augen vor dieser Tatsache verschließt, braucht gar nicht erst über ausgefeilte Medizinstrukturen im Verteidigungsfall nachzudenken. Wir sollten unsere alten Faxgeräte nicht wegwerfen, denn die würden ja in einem analogen Telefonnetz noch funktionieren.
Dann nämlich stehen wir hier in Deutschland mit unseren (…) digitalen Dokus und Praxisverwaltungssystemen aber sowas von “auf dem Schlauch”, dass das simple Ausdrucken von Überweisungen (da kein Internet mehr funktioniert) unmöglich sein wird.
Von komplexeren digitalen Prozeduren wie “Schein anlegen” (was ja schonmal für Soldat*innen laut Artikel nicht nötig sein wird – welch Trost!), Laborleistungen erbringen, Überweisungen, Rezepten, Bescheinigungen etc. einmal ganz zu schweigen. Ja, schon die simple Dokumentation von Sprechstundenabläufen wird nicht funktionieren!
(…) Die Digitalisierung ist das Erste, was uns im Kriegsfall auf die Füße fallen wird. Und dann läuft hier im System gar nichts mehr…
Dr. Thomas Glaremin, Facharzt für Allgemeinmedizin, Paderborn
Oberbauchschmerz: EKG gehört dazu
Betreff: “Der Fall – Oberbauchschmerzen: Diagnostik ausweiten oder Therapieversuch starten?“, HAEP 17/25
Im Artikel werden alle möglichen Differenzialdiagnosen (DD) erwähnt. Leider wird weder von Haus- noch Facharzt oder seitens der evidenzbasierten Medizin ein EKG zur DD Hinterwandinfarkt diskutiert.
Meine Praxismitarbeiterinnen sind angehalten, bei jedem Oberbauchschmerz ungefragt ein EKG zu schreiben. Das sollte in jeder guten Praxis zum Standard gehören.
Claus-Peter Bockhacker, Facharzt für Allgemeinmedizin, Bergneustadt